16 Juli 2021
Carson Smith
Resilienz stand in den letzten Jahren im Mittelpunkt globaler Diskussionen und ist in den laufenden Gesprächen über COVID-19 noch stärker in den Vordergrund getreten. Im Allgemeinen bedeutet Resilienz Stabilität und Nachhaltigkeit im Falle unvorhergesehener Umstände, wie zum Beispiel unberechenbare Wetterereignisse oder eine globale Pandemie.
Bei der Entwicklung von Plänen zur Widerstandsfähigkeit der gebauten Umwelt gegenüber dem Klimawandel sind zwei Strategien zu berücksichtigen: „bounce-back“ oder „bounce-forward“ Ansatz. „Bounce-back“ impliziert die Rückkehr zu einem vorherigen stabilen Zustand oder zu einem einfachen Gleichgewicht. Der „Bounce-forward“-Ansatz berücksichtigt die kontinuierliche Anpassung an Störungen oder Veränderungen des Gleichgewichtszustands und betrifft Systeme mit mehreren Gleichgewichten.
Da der Klimawandel das gesamte Umweltgleichgewicht ständig verschiebt, sind „Bounce-back“-Ansätze in der Praxis immer weniger anwendbar. Die Mehrheit der Resilienz-Bemühungen im US-Gebäudesektor verwenden jedoch einen „Bounce-Back“-Ansatz, der nicht unbedingt auf die Anpassung an zukünftige Veränderungen abzielt.
Ein gutes Beispiel für einen „Bounce-Back“-Ansatz ist der Bundesstaat Texas. Aufgrund seiner Nähe zur Golfküste ist der Staat Texas jedes Jahr Schauplatz mehrerer Wirbelstürme und tropischer Stürme in den warmen Monaten der Wirbelsturmsaison. Im Jahr 2017 verursachte der Wirbelsturm Harvey einen Verlust des Bruttosozialprodukts (BSP) in Höhe von 3,8 Milliarden US-Dollar – mehr als das Zweifache des gesamten BSP von 2016 – und verursachte einen Gesamtschaden von 125 Milliarden US-Dollar. Diese Art von Unwetterereignissen sind für den Bundesstaat Texas nicht neu, auch nicht für seine Regierung. Texas ist der zweithäufigste Wirbelsturm-gefährdete Staat in den USA. Trotz der klaren Beweise für die Notwendigkeit einer durchdachten und effektiven Klimaresilienz-Strategie in der gebauten Umwelt, lässt das politische Interesse und die Finanzierung zu wünschen übrig.
Flash-Forward zu Februar 2021: Ein beispielloser, einwöchiger Frost legte den Staat Texas praktisch lahm. Der Eissturm verdeutlichte bestehende Defizite in der Katastrophenvorsorge – vor allem den Mangel an widerstandsfähiger Infrastruktur, wie z. B. wetterfeste Kraftwerke/Systeme und andere Auswirkungen des deregulierten Stromnetzes in Texas. Der Sturm führte zu weitreichenden Ausfällen, die Millionen von Menschen für mehrere Tage ohne Strom, Wärme und Wasser zurückließen. Der Gesamtschaden durch Ernteverluste, Stromausfälle, Unterbrechungen der Wasserversorgung und geplatzte Rohre wird landesweit auf bis zu 130 Milliarden Dollar geschätzt, ganz zu schweigen von der verheerenden Anzahl an verlorenen Menschenleben.
Seit dem Wirbelsturm Harvey sind fast vier Jahre vergangen, ohne dass es nennenswerte gesetzgeberische Bemühungen zur Stärkung der Klimaresilienz in Texas gab. Seit Februar hat sich wenig geändert – in den letzten zwei Wochen wurden die Texaner sogar vor möglichen Stromausfällen während des gesamten Sommers gewarnt, da die Temperaturen steigen und die Stromnachfrage zunimmt. Um ein komplettes Versagen der Infrastruktur zu vermeiden, ist es zwingend erforderlich, dass der Staat Texas die Frage der Klimaresilienz in die Politik und die Budgetverteilung miteinbezieht.
Resilienz kann nicht reaktiv sein. Obwohl wir weder das Wetter noch die genauen Auswirkungen des Klimawandels auf die gebaute Umwelt vorhersagen können, können wir aus Fehlern der Vergangenheit lernen und uns auf ExpertInnen verlassen, um unsere Gebäude und Gemeinden durch resiliente Planung und Konstruktion zukunftssicher zu machen.