COP26: Ergebnisse und Auswirkungen auf nachhaltige Immobilieninvestitionen

Patrick Rogers & Agathe Kuhn

Die jährliche UN-Klimakonferenz (COP), die den Vertretern aller 197 teilnehmenden Länder die seltene Gelegenheit bietet, gemeinsam Lösungen für die Klimakrise zu suchen, fand dieses Jahr über einen Zeitraum von zwei Wochen (vom 31. Oktober bis 12. November) in Glasgow statt. Der 26. COP Veranstaltung kam eine besondere Bedeutung zu, da sie fünf Jahre nach COP21 stattfand, bei der das Pariser Abkommen unterzeichnet wurde. In Paris verpflichteten sich die Länder, die globale Erwärmung auf „deutlich unter 2°C“ im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen und ihre Anstrengungen fortzusetzen, um 1,5°C zu vermeiden.

Das Gipfeltreffen in Glasgow war von großer Bedeutung, denn es standen drei wichtige Fristen an: die Vorlage der aktualisierten Nationalen Klimaschutzbeiträge (NDC), die Erreichung des 100-Milliarden-Dollar-Ziels für die Klimafinanzierung und die Verabschiedung der noch nicht verabschiedeten Bestimmungen des Pariser Abkommens, d. h. des Artikels 6 über die Kohlenstoffmärkte. Außerdem wurde der Gipfel nach der Veröffentlichung des jüngsten Berichts des Internationalen Ausschusses für Klimawandel (IPCC) Anfang des Jahres abgehalten, aus dem hervorging, dass wir bereits eine Erwärmung von 1,1°C erreicht haben und die Zeit knapp wird, um das 1,5°C Ziel zu erfüllen. Das Gipfeltreffen in Glasgow wurde daher von den britischen Gastgebern als die letzte Chance bezeichnet, „1,5 am Leben zu erhalten“.

Der Klimapakt von Glasgow war das zentrale Abschlussdokument des Gipfels, das wichtige Aussagen zu Kohle, Klimafinanzierung und Verpflichtungen zur Emissionssenkung enthält.

In Bezug auf Kohle, den emissionsintensivsten fossilen Brennstoff, sah das Abkommen ursprünglich einen „Ausstieg“ aus der unverminderten Kohleverstromung vor, wobei die Formulierung später aufgrund von Forderungen Indiens und Chinas in letzter Minute in “ Abbau“ geändert wurde. Dennoch stellt der Pakt einen Fortschritt dar, denn er enthält die erste ausdrückliche Erwähnung fossiler Brennstoffe in einem COP-Text.

Im Hinblick auf die Anpassungsfinanzierung räumt das Abkommen mit „tiefem Bedauern“ ein, dass das Ziel, jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern bereitzustellen, nicht erreicht wurde. Es fordert die Industrieländer jedoch dazu auf, dass sich der  Wert des Betrags der jährlichen Klimafinanzierung, den sie an Entwicklungsländer überweisen, von 2019 bis 2025 mindestens verdoppeln muss.

Ein wichtiger Bestandteil des Pakts ist die Erkenntnis, dass die Aktualisierung der NDCs alle fünf Jahre im Rahmen des im Pariser Abkommen vorgesehenen „Ratcheting“-Mechanismus zu viel Raum für Untätigkeit lässt. Er fordert daher Länder, deren Emissionssenkungsziele nicht mit den 1,5°C- oder 2°C-Grenzen übereinstimmen, auf, bis Ende nächsten Jahres strengere Ziele vorzulegen und danach jährlich ein aktualisiertes NDC einzureichen.

Die gebaute Umwelt im Fokus

Ein begrüßenswerter erster Schritt in die richtige Richtung auf der COP26 Konferenz war die Aufnahme eines Tages (11. November), der ausschließlich den Städten, Regionen und der bebauten Umwelt gewidmet war. Dies war eine bedeutende Errungenschaft und eine willkommene Anerkennung der Notwendigkeit, die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in diesem Sektor zu stärken. An diesem Tag wurden 26 neue Klimaschutzinitiativen angekündigt, darunter:

– Verwaltete Immobilienvermögen im Wert von 1,2 Billionen Dollar sind jetzt Teil von Race To Zero, einer UN-Kampagne zur Beschleunigung des Übergangs zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft. Die Aktion wird inzwischen von 1049 Städten und Gemeinden unterstützt, die 722 Millionen Menschen vertreten.

– 44 Unternehmen, darunter Entwickler, Designer und Asset Manager, die zusammen einen Jahresumsatz von 85 Milliarden US-Dollar erzielen, haben das Net Zero Carbon Buildings Commitment des World Green Building Council (WGBC) unterzeichnet.

– Der UK Green Building Council (UKGBC) hat seine Whole Life Carbon Roadmap vorgestellt, in der vereinbarte Maßnahmen zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen beim Bau, Betrieb und Abriss von Gebäuden und Infrastrukturen dargelegt werden.

Zwar sind die Verbreitung von Bündnissen und langfristigen politischen Zielen im Bereich der bebauten Umwelt begrüßenswert, dennoch müssen in einem Sektor, der für 40 % der weltweiten jährlichen Emissionen verantwortlich ist, noch Fortschritte erzielt werden. Von den 186 Ländern, die der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) NDCs vorgelegt haben, erwähnen nur 136 den Gebäudesektor, und nur 36 beziehen sich speziell auf Bauvorschriften. Die meisten Länder enthalten keine vollständigen Dekarbonisierungsziele für Gebäude und lassen Fragen zu Baumaterialien weitgehend unberücksichtigt. Es ist daher zu erwarten, dass auf der COP27 in Ägypten die gebaute Umwelt in den Mittelpunkt der Gespräche stellen wird.

Nachhaltige Finanzen: eine wichtige Priorität für die britische Präsidentschaft

Auf dem Finanztag stellte der britische Finanzminister Rishi Sunak seine Pläne vor, das Vereinigte Königreich zum ersten Finanzzentrum der Welt zu machen, das auf Netto Null ausgerichtet ist. Zur Erreichung dieses Ziels erläuterte er die Einzelheiten der britischen „Sustainable Disclosure Requirements“ (SDR) – eine Reihe von Verpflichtungen, die eine größere Transparenz nachhaltiger Investitionspraktiken gewährleisten sollen. Diese Ankündigung erfolgte zeitgleich mit der Angleichung der Offenlegungspraxis der Finanzmarktteilnehmer an die EU-Verordnung über die Transparenz nachhaltiger Finanzdaten (Sustainable Financial Disclosure Regulation – SFDR). Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Systemen wird in der Tat der Schlüssel sein, um den Übergang des Finanzsektors zu nachhaltigeren Investitionen zu ermöglichen – wie in einem kürzlich erschienenen Artikel unserer Senior Policy Consultant, Agathe Kuhn, erläutert wird.

Weitere bemerkenswerte Entwicklungen in der Welt der nachhaltigen Finanzen sind: 

– Die Gründung des Internationalen Gremiums für Nachhaltigkeitsstandards (International Sustainability Standards Board, ISSB), das von der Internationalen Financial Reporting Standards Foundation, dem globalen Rechnungslegungsgremium, betrieben wird. Ziel ist es, weltweit einheitliche Standards für die Offenlegung von Klimadaten auf den Finanzmärkten festzulegen.

– Die Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) – ein Zusammenschluss von Banken, Versicherern und Investoren unter der Leitung von Mark Carney – hat bekannt gegeben, dass sich der private Finanzsektor mit 130 Billionen Dollar an Netto-Null-Emissionen beteiligt. Alle Mitgliedsinstitute haben sich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und bis 2030 Zwischenziele für alle Emissionsbereiche zu verwirklichen.

Die COP26 hat gezeigt, dass die Verringerung der Emissionen für fast alle Länder der Welt ganz oben auf der Tagesordnung steht. Es ist daher fast unvermeidlich, dass Unternehmen, die bei der Reduzierung der Emissionen im Rückstand sind, zur Zielscheibe künftiger Regulierungen werden. Die Anleger sollten daher die Auswirkungen einer verstärkten politischen und regulatorischen Kontrolle auf die Unternehmen, in die sie investieren, berücksichtigen. Im Anschluss an das Gipfeltreffen empfahl die Führung der UN Principles for Responsible Investment den Anlegern, auf „regulatorische oder gesetzliche Änderungen“ zu achten, die sich aus den zahlreichen zwischenstaatlichen Vereinbarungen ergeben, die auf dem Gipfel unterzeichnet wurden.

Angesichts der unklaren Ambitionen der größten Emissionsländer der Welt mehren sich zudem die Argumente für eine zukunftssichere Absicherung von Sachwerten gegen klimatische Veränderungen, um sich gegen das Risiko von Vermögensverlusten abzusichern. In einem deutlichen Bericht an die Kunden nach Abschluss der COP26 warnten Jessica Alsford, Aktienstrategin bei Morgan Stanley, und ihr Team, dass „die derzeitigen Ziele darauf hindeuten, dass es unwahrscheinlich ist, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen“ und dass „die Anleger sich daher zunehmend auf die physischen Risiken des Klimawandels konzentrieren müssen, z. B. auf die Auswirkungen extremer Wetterbedingungen auf die Landwirtschaft, die Infrastruktur und die Produktivität“.

Mit Blick auf die Zukunft werden die Argumente für die Reduzierung von Emissionen aus Immobilienanlagen nur noch stärker werden – bis 2030 dürften effiziente Gebäude eine Investitionsmöglichkeit im Wert von 24,7 Billionen Dollar darstellen. Die auf der COP26 eingegangenen Verpflichtungen werden hoffentlich den Investoren, die sich um eine Reduzierung der Emissionen in ihrem gesamten Portfolio bemühen, zusätzlichen Auftrieb geben. Der COP26 Klimagipfel hat die dringenden Kohlenstoffreduktionsziele, die unsere Branche erreichen muss, deutlich gemacht, und Longevity Partners kann Ihnen dabei helfen diese Ziele besser umzusetzen. Wir unterstützen Sie von Anfang bis Ende und bieten weltweit eine umfassende Palette von Nachhaltigkeitsdienstleistungen an, um Klimarisikos zu mindern, Unternehmen zukunftssicher zu machen, Gebäudeleistung zu optimieren, Anlagen zu zertifizieren und Net-Zero-Carbon-Roadmaps zu entwickeln und umzusetzen. Setzen Sie sich noch heute mit unserem Team in Verbindung: info@longevity.co.uk.

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